Nachdem das Schlossgut im 17.Jahrhundert vererbt wurde, haben die Erben im 18. Jahrhundert eine Brauerei eingerichtet. Damit verbunden war auch ein Bräustüberl und später ein großer Brauereisaal. Als 1911 ein verheerender Großbrand einen Großteil der Brauerei und des ehemaligen Schlosses vernichtet hat, wurden nur noch die Räumlichkeiten, die noch Verwendung finden konnten, restauriert. Es entstand somit ein Flachbau, in dem der Brauereisaal mit einem Fassungsvermögen von über 300 Personen eingerichtet wurde. Je nach Veranstaltung waren auch deutlich mehr Personen im Gebäude. Im 2.Weltkrieg wurde der Saal für Propagandaveranstaltungen, aber auch für die Unterbringung von Kriegsgefangenen und später auch für Heimatvertriebene genutzt. Nach Kriegsende wurden der Saal und die große Bühne restauriert. Geheizt wurde mit einem Holzofen, später mit einem Ölofen, der im Saal an der Wand platziert war. Die WC-Anlagen waren auf das Nötigste beschränkt (sehr oft ist das Wasser im Winter eingefroren und musste stundenlang aufgetaut werden). Gleiches galt für die behelfsmäßige kleine Küche mit einem einfachen Herd.
Im freudigen Zustand des Kriegsendes und dem Bedürfnis nach Hoffnung, Fröhlichkeit und Zuversicht wurde der Brauereisaal zum Treffpunkt vieler Veranstaltungen. Es gab Tanzveranstaltungen wie Trachtenball, Feuerwehrball, Holzhackerball, Ball der Heimatvertriebenen und Flüchtlingen usw., später noch den Burschenball. Auch der Fasching wurde mit ausgiebigen Festen gefeiert. Aufgrund der großen Bühne war auch das Theaterspielen von Trachten- und Burschenverein sowie auch von externen Vereinen ein fester Bestandteil in der Geschichte des Brauereisaales. Später kamen noch die wunderbaren Weihnachtsfeiern des Sportvereins sowie die legendären Christbaumversteigerungen hinzu. Da es zu dieser Zeit noch keine Turnhalle gab, wurde der Saal auch von Tischtennisspielern genutzt. Auch der Schützenverein Frohsinn hat zwangsläufig aufgrund von Platzproblemen und fehlender Räumlichkeiten auf den Saal ausweichen müssen.
Nicht vergessen werden viele ältere Egmatinger die stimmungsvollen Hochzeitsfeiern in dem wunderschön geschmückten Brauereisaal. Informationsveranstaltungen aus Politik, Sport und Kultur haben das Programm über das Jahr abgerundet.
Im Brauereisaal war immer was los! Unsere Nachbarortschaften haben uns um unseren Saal beneidet. Damit das alles über Jahre funktionieren konnte, musste aber auch viel Arbeit und Herzblut zur Erhaltung des Bauwerkes mit seiner sehr alten Bausubstanz investiert werden. Allen voran ist hier dem „Trachtenverein Kreuzbergler Egmating“ zu danken. Unter deren Regie und mit geringsten finanziellen Mitteln wurde der Saal mehrmals renoviert und restauriert. Auch wenn wieder einmal die Ölheizung nicht sofort funktioniert hat und es kalt wurde und die Männer aufgrund eingefrorener Toiletten ins Freie zum „kleinen Geschäft“ gehen mussten, wollte niemand das besondere Flair des alten Brauereisaales missen. Mit dem Abriss des nördlichen, ehemaligen Schlosstraktes im Jahre 2000 wurde der legendäre Brauereisaal dann Geschichte.