Nach Kriegsende wurde Egmating für viele Heimatvertriebene aus dem Sudetenland, Schlesien, Pommern, Ostpreußen usw. zur neuen Heimat.
Auch in dem ehemaligen Schloss, im Sprachgebrauch zwischenzeitlich „Die Brauerei“ genannt, wurden mehr als 12 Familien untergebracht. Im Umfeld der Brauerei entstanden viele Nutzgärten, die in der Nachkriegszeit überwiegend von Heimatvertriebenen bewirtschaftet wurden.
Magnus Wimmer, schon damals sehr beliebter Volksschullehrer in Egmating und Heinz Wegner, aus Pommern stammend, wohnten in dem Brauereigebäude und waren befreundet. In ihrer Freizeit versuchten sie sich u.a. in einer aufgelassenen Kiesgrube am Waldeingang Richtung Kastenseeon am Tennis. Heinz Wegner war in seiner früheren Heimat schon Balljunge und von dem Sport fasziniert.
Ein größeres nicht bewirtschaftetes Grundstück direkt am Durchfahrtsweg der Brauerei, das überwiegend als Lagerplatz verwendet wurde, war für das Vorhaben „Tennisplatz“ geeignet.
Im Jahre 1954 reifte die Idee: Wir bauen hier einen Tennisplatz!
Sie konnten eine Gruppe junger Männer, die im Brauereigebäude bzw. in der nahen Umgebung wohnten, sofort für die Idee begeistern. Euphorisiert von der Idee wurde schnellstmöglich begonnen. Alles wurde in Handarbeit mit Schubkarre, Schaufel, Pickel und Rechen durchgeführt. Maschinen usw. gab es nicht und konnte man sich nicht leisten. Der Untergrund musste planiert werden und als Deckschicht hat man die Kohleschlacke, die sich hoch hinter der Brauerei aufgetürmt hat und von dem Betrieb (Ofen) der Mälzerei stammte, verwendet. Diese Schlacke, die noch zerkleinert wurde und der noch etwas Sand beigemischt wurde, war ideal als Untergrund, da sie regendurchlässig und auch etwas elastisch war.
Ein roter Sand, von einer Ziegelei besorgt, machte den grauen Belag etwas freundlicher. Die weißen Linien wurden mit einer Holzform mit einem Kalk/Kreide-Gemisch aufgebracht. Im Gegensatz zu den heutigen Linien aus Kunststoff mussten diese Linien immer wieder nach dem Spielbetrieb neu „nachgezogen“ werden. Tagelanges „wässern“ und walzen mit einer Handwalze machten letztendlich den Platz spielbereit. Noch schnell die Metallpfosten für das Netz einbetoniert, das Netz montiert und schon konnte gespielt werden. Eine Umzäunung erfolgte später. Gespielt wurde zur damaligen Zeit nur in weißer Kleidung und mit Holzschlägern.
Es war eine sehr elitäre Sportart und eigentlich nicht passend für das sehr ländliche und landwirtschaftlich geprägte Egmating. Dementsprechend war die Begeisterung auch nur auf den o.g. Personenkreis beschränkt. Diese wiederum nutzten jede Gelegenheit, diesen für Egmating, aber auch in der Umgebung so „fremden“ Sport, mit großer Freude auszuführen. Da war Egmating der Zeit weit voraus!
Vermutlich hat so mancher Landwirt, der an dem Tennisplatz vorbeigefahren ist, egal ob mit dem Ochsenfuhrwerk oder schon mit einem Traktor, gelächelt oder auch den Kopf geschüttelt, über die „weißen Herren“ mit Holzschlägern und weißen, kleinen Filzbällen.
Durch persönliche Veränderung der „Gründungspersonen“ (z.B. Wegzug) in den folgenden Jahren war der Tennisplatz immer mehr verwaist. Da es eine Privatinitiative war und es auch keinen Sportverein zum „Eingliedern“ gab, war der Traum vom Tennisspiel in Egmating nach ca. 5 Jahren Geschichte. Ein Rettungsversuch (Initiative von mir und dem Burschenverein) im Jahre 1965, den bereits zugewachsenen Platz wieder herzustellen, ist leider gescheitert.
Als 1991 die Maschinen für den Golfplatz anrollten, wurden die letzten Reste entfernt.